"Kostenlose Inhalte ist Diebstahl am Geist"
Das Handelsblatt bringt es an den Tag: das Geistesleben in Deutschland ist am Boden. Was mehr als hundert Vertreter aus Kunst, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft unter der Überschrift "Mein Kopf gehört mir" zum Thema "Urheberrecht" an wildgewordenen Metaphern und wirren Stilblüten zusammenschwurbeln, spottet jeder Beschreibung. Vielleicht liegt das daran, dass "Kreativität dort entsteht, wo der Verstand aufhört, das Denken zu behindern" (Stephan A. Jansen). Oder auch für unsere "Kreativen" gilt: In ihrer Naivität bedenken sie nicht, dass sie einfach nur die gezielt gestreuten Parolen einer Lobby nachplappern. (Antje Langer) Liebe Vertreter, bitte fordert Eure Köpfe schnell wieder zurück, und guckt, ob ihr noch was Verwertbares darin findet!
Florian Beckerhoff sorgt sich, dass man ihn zwingt, Ideen, mit denen er schwanger geht, auszutragen oder abzutreiben. Immerhin möchte er niemanden hinter Gittern sehen, der nur deshalb zum Verbrecher wurde, weil er etwas von mir lesen wollte.
Julia Franck beklagt den Urheberanspruch von Google, Apple und Amazon auf Domains und Algorithmen (sic!). Das sie das Internet nicht für ein Bildungsforum hält, überrascht nicht.
Norbert Bergner ("Cindy & Bert") weist uns in gebrochenem Deutsch unter anderem darauf hin: Die Unterhaltungsindustrie ist echte Knochenarbeit, sich auf die großen Bühnen zu arbeiten.
Katrin Burseg findet Freibeuterinnen toll, aber fühlt sich von einer Reform des Urheberrechts bedroht. Ihre schriftstellerische Arbeit ist dem Untergang geweiht.
Für Jan Fleischhauer ist (keine Überraschung hier) der Sozialismus schuld an der Dotcom-Blase. (Vielleicht doch überraschend.)
Andreas Föhr glaubt, Computer und Internet seien nur durch den Schutz geistigen Eigentums entstanden, wofür sich die Piraten leider nicht interessieren - die wollen lieber ins Mittelalter zurück.
Julia Friedrichs kann sich trotz langen Nachdenkens nichts Dämlicheres vorstellen, als Musik und Filme illegal herunterzuladen, dumme Nerds entziehen Regisseuren, Autoren und Autoren die Lebensgrundlage.
Maria Furtwängler (u.a. Frau von Hubert Burda) sieht eine subtile Balance zwischen Geben und Nehmen, die man stört, wenn Kreativität nicht gut geschützt wird.
Alena Gerber und Gaby Hauptmann glauben, dass die Forderungen der Piraten dazu führen werden, dass alle Urheber komplett aufhören werden, urzuheben. Insbesondere gibt es bald keine Musiker mehr, weil sie hemmungslos heruntergeladen werden. Überhaupt sollte man den Piraten ihr Schiff wegnehmen, damit sie sehen, wie das ist.
Thomas Letocha fürchtet sich vor der Auslöschung der Spuren von Günther Grass, Dieter Hildebrandt und Gaby Hauptmann.
Inspirationsbuchmönch Anselm Grün macht es nicht unter einer De-Kultivierung der Sprache und fürchtet, die Forderungen der Piraten würden Denken und Forschen verderben. Wenn es zukünftig erlaubt sei, würden alle nur noch voneinander abschreiben, was zu einem Chaos der Gedanken führe.
Christoph Ingenhoven meint, dass die Welt für europäische Ideen gefälligst bezahlen soll, weil wir sonst nichts mehr zu verkaufen hätten.
Gisa Klönne bezichtigt die Piraten des Kannibalismus.
Tobias Künzel von den "Prinzen" fürchtet sich vor einer bevorstehenden Endzeit, in man einerseits unentwegt professionell kostenlos Ideen erbeuten, andererseits das kostbare geistige Eigentum irgendwie vor *´Kriminellen schützen muss, und deshalb nicht mehr zu Arbeiten kommt. War da nicht mal was mit "Alles nur geklaut"?
Marcus Loeber verkündet, wenn die Erben nix am geistigen Eigentum verdienen, sei das die Vernichtung der kulturellen Weiterentwicklung. Die freie Verfügbarkeit von MP3 hat die Büchse der Pandora geöffnet.
Markus Lüpertz möchte nicht, dass dunkele Ahnungen verblöden (sic!) und verdammt die legalisierung der Indiskretion durch lieblose Maschinen, vor allem aber die Abwälzung von Eigenverantwortung auf ein beliebiges, demokratisches Miteinander. Kann man sich gar nicht ausdenken, sowas.
Leslie Mandoki kämpft dagegen, dass die "Freiheit im Netz" von Nichtdenkern und Pseudoprogressiven zu einem neuen Freiheitsgrundrecht erhoben wird.
Die notorische Tatort-Drehbuchautorin Carolin Otto glaubt, die Reaktionen auf den genialischen Offenen Brief der 51 Tatortautoren seien neidvoll, und versteht ihr Werk, das Drehbuch, als Initialzündung für eine ganze Industrie. Insbesondere google, youtube oder Facebook leben von ihr, und müssen sie deshalb beteiligen.
Moritz Rinkes zwingenden Argumentationsbogen muss man im Wortlaut wiedergeben: Ich schreibe an Romanen, damit sie in den Buchläden liegen und am Ende kommen die Piraten? Nichts gegen neue Demokraten, aber Systemadministratoren, die in Parlamenten an der Enteignung meines geistigen Eigentums arbeiten? Dann lieber die Enteignung durch Merkels Hebelwirkung beim Rettungsschirm!
Für Ulrich Schacht sind die Piraten ein asoziales Kollektiv, das klassische Demagogie betreibt, denn auf dem Feld des geistigen Eigentums, und nicht nur dort, favorisieren sie keine Verteidigungs-, sondern eine pure Raubzugsphilosophie. Oh ja, und die Dschingiskhanisierung des Politischen wie Sozialen.
Rayk Wieland ist gegen jede Umverteilung, jedenfalls solange es keine Cigarren umsonst gibt.
Ines Geipel geht es auf den Wecker, dass pausenlos jemand in sie hineingreifen darf, um sie zu plündern - das sei Freiheitsberaubung. Mir ginge das auch auf den Wecker.
Wolfgang Herrmann (immerhin Unipräsident) behauptet, dass wissenschaftlich-technische Innovationen sich ohne den Schutz geistigen Eigentums nicht lohnen. Auch Christian Köhler glaubt, dass Wissensschaffende vom Schutz des geistigen Eigentums leben.
Ingo Krampen findet, weil Wasser und Luft Eigentum sein könnten, müßten Bilder und Kompositionen es auch sein.
Natalie Marth bringt die Rolle der Künstler auf den Punkt: Von Autoren und Journalisten erwarten wir eine anspruchsvolle und saubere Aufbereitung der täglichen Ereignisse, von Kreativen eine überraschende visuelle Umsetzung der Informationen. - Aber nicht kostenlos!
Peter Raue: Der Irrsinn dieser Piraten-Forderung hat Methode. Das ist das Schlimmste an ihr. Sie ist geistiges Kidnappen und deshalb kriminell.
Christian Rödl befürchtet die Enteignung der deutschen Familienunternehmen zugunsten der Öffentlichkeit.
Wie immer verläßlich der Innenminister Hans-Peter Friedrich: Dass Sie im Kaufhaus auch nicht alles mitnehmen können, sondern bezahlen müssen, ist keine Einschränkung der Freiheit. Warum sollte im Internet etwas anderes gelten? Ein junger Pianist möchte von seinem Klavierspiel leben können. Hach, sind wir nicht alle junge Pianisten?
Die Unternehmenserbin Marie-Christine Ostermann will die steigenden Staatsschulden, den Demographie-Niedergang und die Energiewende mit der Bildung geistigen Eigentums meistern, und dazu vor allem Sozialismus verhindern.
Die Musik-Managerin Antje Langer hat herausgefunden: Geistiges Eigentum ist wie das Eigentum im Kühlschrank.
Mathias Modica fordert etwas holprig die öffentliche Ächtung der Piratenpartei und all jener die keinerlei Respekt vor geistigem Schaffen, kultureller Betätigung und sogenanntes geistiges Eigentum haben. Sozusagen fordere ich die Ächtung der Borniertheit und Ignoranz.
Michael Reinboth möchte mal sehen wie die Piraten reagieren, wenn man ihnen eine Plakatidee oder ein Werbeslogan klaut. Die haben ja nicht mal ein Gegenentwurf zu ACTA.
Hans-Olaf Henkel lebt in einer sonderbaren Parallelwelt, in der Softwareingenieure, Programmierer und Konstrukteure von Urheberrechtseinnahmen leben, und sieht in den Piraten die Partei für Diebe geistigen Eigentums.
Professor Rüdiger von Rosen ist grundsätzlich dagegen, Wissen für jedermann kostenfrei verfügbar zu machen. Wehret den Anfängen!
Für Bernd Leifeld sind die Piraten die Partei der Gier.
Knapp, prägnant und grammatikalisch falsch sagt's Thomas Weymar: Kostenlose Inhalte ist Diebstahl am Geist.
No comments:
Post a Comment